Heilende Gedanken: So geht’s
Prof. Dr. Sabine Viktoria Schneider im Interview über die Kraft der Gedanken
© Lukas Beck
Prof. Dr. Sabine Viktoria Schneider ist Psychologin sowie Spezialistin für Psychosomatik und Public Health. In ihrer Privatpraxis in Salzburg hat sie mit individuell auf ihre Patient:innen zugeschnittenen Mantras in den letzten Jahren bereits viele gute Erfahrungen gesammelt.
Im neu erschienenen Buch „Heilende Gedanken“ schlüsselt sie dieses medizinisch-psychologische Fachgebiet einfach verständlich auf und macht seine wichtigsten Botschaften für die persönliche Heilung anwendbar. Wir haben uns mit der Expertin auf ein Gespräch getroffen und uns über die heilsame Kraft der Gedanken unterhalten.
Frau Schneider, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Buch über psychosomatische Krankheitsursachen und ihre Auflösung zu schreiben?
Sabine Schneider: Ich bin bisher in meiner Praxis immer öfter damit konfrontiert worden, dass Menschen zu mir kommen, die keinen organischen Befund vom Arzt, aber trotzdem wiederkehrende Schmerzen haben. Und mir wurde bewusst, dass viele Menschen mit psychosomatischen Problemen gar nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.
Mit Medikamenten kann man zwar Schmerzen lindern, aber die Ursache wird nicht gelöst. Hier ist es also wichtig, einmal darüber zu reflektieren, wann die Symptome zum ersten Mal aufgetreten sind und in welchen Situationen sie wiederkehren.
Vielleicht gibt es im Leben etwas, das man unbewusst mit sich mitschleppt. Irgendwann kommen diese Konflikte ins Bewusstsein und der Körper reagiert darauf. Das psychosomatische Krankheitsbild ist ein Weg des Unterbewusstseins ins Bewusstsein.
Was sind die gängigsten Krankheitsbilder in Ihrer Praxis?
Die häufigsten Symptome sind unter anderem chronische Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden, Nackenschmerzen sowie Magen-Darm-Probleme.
Wenn beispielsweise Patient:innen über wiederkehrende Kopfschmerzen klagen, könnte man sich überlegen, woher diese eigentlich kommen. Gehen sie von Verspannungen aus? Wenn dem so ist, warum neige ich dazu, dass ich mich in gewissen Situationen anspanne?
Oder sind es Gedanken, die ich nicht aus dem Kopf bekomme? Diese Selbstreflexion ist enorm wichtig, um möglichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Ich kann dadurch lernen, Dinge sichtbar zu machen und mich weiterzuentwickeln.
„Das psychosomatische Krankheitsbild ist ein Weg des Unterbewusstseins ins Bewusstsein.“
Prof. Dr. Sabine Viktoria Schneider
In Ihrem Buch gehen Sie auf verschiedene Symptome ein und bieten den Leser:innen passende Affirmationen dazu an. Warum sind diese in Reimform gehalten?
Reime sind eine kindlich verspielte Form, um Dinge leichter zu manifestieren. Ich kann lernen, diese Affirmationen immer wieder vorzusagen. Um wieder bei den Kopfschmerzen zu bleiben, wird im Buch die Affirmation: „Ich vertraue mir und fasse Mut, ich bin stark, klug und gut“ zugeschrieben. Kopfschmerzen haben meist mit zu viel Nachdenken zu tun.
Das viele Grübeln wiederum kommt von der eigenen Unsicherheit. Wenn ich mir selber vertraue, auf meine Stärken vertraue und Mut fasse, dann schaffe ich das. Die Affirmationen aus dem Buch kann ich mir immer wieder vor mir hersagen, egal ob ich gerade Kopfschmerzen habe oder schon vorher bei einer Situation, die mir möglicherweise Kopfschmerzen verursachen könnte.
Es kann auch ein anderer Reim sein, den man vielleicht selber kreiert oder man kann die Affirmation abwandeln. Das Buch soll zur Reflexion anregen und mithilfe der Reime, positive Gedanken erzeugen um so das Vertrauen in einem selbst zu stärken.
Warum hat positives Denken so eine relevante Wirkung auf den Körper?
Unser Körper schüttet Hormone aus. Wenn ich verliebt bin, ist mein Körper beispielsweise voller Endorphine. Bin ich deprimiert, habe ich weniger Endorphine in mir und sehr häufig auch einen Mangel des Neurotransmitters Serotonin.
Bleibe ich in diesem negativen Gedankennebel, habe ich keinen klaren Fokus mehr nach vorne. Positives Denken heißt, dass ich zukunftsorientiert denke. Es gibt das Sprichwort: „Verändere deine Gedanken und es verändert sich dein Leben.“ Genau darum geht es.
Ist mein Grundgedanke positiv, ist auch mein Selbstvertrauen gestärkt. Dadurch gehe ich anders mit einer Situation um, als wenn ich mir andauernd einrede, dass ich etwas nicht schaffe. Positives Denken ist erlernbar. Wenn man sich damit schwertut, kann man sich auch professionelle Hilfe suchen.
3 Symptome und Affirmationen aus dem Buch „Heilende Gedanken“
1. Atemprobleme
Atemprobleme können aus psychosomatischer Sicht zeigen, dass wir uns das Leben zu schwer machen, und uns damit selbst gleichsam die Luft zum Atmen abschnüren. Das kann mit der Zeit zu einer steten Kurzatmigkeit und manchmal sogar zu einem Gefühl führen, einen Erstickungsanfall zu erleiden. Atmen ist Leben. Als betroffene Person von Atemproblemen lehnen wir unser Leben auf unbewusster Ebene ab.
Lösungsansatz
Vertrauen Sie dem Fluss des Lebens und lassen Sie ihn strömen. Üben Sie sich dabei im Atmen. Legen Sie dafür regelmäßig eine Hand auf Ihr Herz und eine auf Ihren Bauch und spüren Sie, wie Ihre Atmung Ihr Leben bereichert und Sie immer lebendiger werden.
Affirmation
Ich umarme mein Leben in all seiner Pracht.
Das Universum hat es so schön gemacht!
2. Angst
Bei Ängsten unterscheidet man zwischen „Realängsten“, also zwischen begründeten, und zwischen unrealistischen Ängsten wie etwa der Angst vor Spinnen oder großen Plätzen. Als Kind kennen wir Gefühle der Angst noch nicht.
Mutig erobern wir unsere Welt. Häufig passiert es aber, dass Eltern ihre eigenen Ängste auf Kinder übertragen. Ängste können sich auf verschiedene Lebensbereiche ausweiten und somit die Lebensqualität einschränken.
Lösungsansatz
Freunden Sie sich mit Ihren Ängsten an. Wovor genau haben Sie Angst, was ist außerdem das Schlimmste, was passieren könnte? Welche Möglichkeiten hätten Sie?
Geben Sie sich Zeit und stärken Sie Ihr Urvertrauen. Fühlen Sie, wie Ihr Mut neu entsteht und wächst.
Affirmation
Voller Liebe schaue ich in mich hinein,
das macht mich glücklich, frei und rein.
3. Schlafstörungen
Hinter Schlafstörungen stehen aus psychosomatischer Sicht eine unbewusste Angst vor Kontrollverlust und mangelndes Vertrauen in uns selbst. In der Nacht sind wir mit uns selbst konfrontiert, denn tagsüber können wir uns mit Arbeit ablenken und so unserem Ich ausweichen. Wenn wir nachts im Bett liegen, findet unsere Seele dann Raum, sich bemerkbar zu machen.
Lösungsansatz
Schreiben Sie alle Aufgaben, die Sie unsicher machen auf ein Blatt Papier. Ordnen Sie ihnen Prioritäten zu und gliedern Sie sie wenn möglich in Teilaufgaben.
Je mehr Struktur Sie in Ihre Aufgaben bringen, umso eher verlieren sie ihren Schrecken. Üben Sie sich in Selbstfürsorge und geben Sie sich damit die Geborgenheit, die Sie für einen tiefen Schlaf brauchen.
Affirmation
Ich vertraue auf eine schützende Macht und bin wohlig geborgen, Nacht für Nacht.
Buchtipp:
Heilende Gedanken
Psychosomatische Krankheitsursachen und ihre Auflösung
Prof. Dr. Sabine Viktoria Schneider
Verlag edition a, 288 Seiten
ISBN: 978-3-99001-705-0
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MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS
Elisabeth Trauner ist Redakteurin von Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört gerne Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.
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